Da sitzen wir jetzt also: allein im Home-Office. Anfangs war es ja ganz nett. Endlich mal in Ruhe arbeiten und „was wegschaffen“ können. Stimmt, man kriegt was weggeschafft - trotz mancher Schwierigkeit mit der Absprache im Team. Trotz fehlender Ermutigung von Seiten des Vorgesetzten, der offenbar gar nicht mehr mitbekommt, was man eigentlich tut, der sich vielleicht selbst nicht mehr so ganz sicher ist, ob sein Team überhaupt noch etwas tut. Dabei sprechen die aktuellen Studien eine klare Sprache: wer im Home-Office arbeitet, tut dies meist über seine normale Arbeitszeit hinaus, was oft zu Belastungen innerhalb der Familie führt (siehe u.a. Studie der Hans Böckler Stiftung vom März 2019).
Wer im Home-Office arbeitet, sammelt Überstunden
Das Home Office bringt neben der Tendenz zu Überstunden, aber auch noch eine Reihe an weiteren Umständen mit sich, derer man sich bewusst sein sollte, um gut damit umgehen zu können. Die räumliche Trennung vom Team und vom Kollegenkreis kann zu Isolation führen. Der Austausch über die gemeinsamen Projekte fällt plötzlich weg oder man wird im E-Mail-Verteiler versehentlich nicht mit angesprochen und schon fehlen wichtige Informationen. Wie missverständlich manche E-Mail sein kann, hat ohnehin jeder schon einmal erfahren.
Unsicherheit löst Angst aus
Aber nicht nur die äußeren Umstände können einem zu schaffen machen. Fällt der äußere Rahmen der festgelegten Arbeitszeiten und die soziale Kontrolle durch den Kollegenkreis plötzlich weg, ist man gefordert, sich selbst zu organisieren.
Hinzu kommt die fehlende Austauschmöglichkeit über die aktuell angstmachende Gesamtsituation. Wie lange wird das Kontaktverbot wegen Corona andauern? Werde ich meinen Arbeitsplatz behalten können? Hinzu kommt die private Situation, die im Moment vielfach Ängste und Sorgen auslöst. Viele haben Eltern zu versorgen oder Familienangehörige, die an einer Behinderung oder Krankheit leiden. Wie soll das alles werden? Die Befürchtungen und Katastrophengedanken können ins Unermessliche anwachsen.
Was hilft in der aktuellen Situation?
Routinen beibehalten
Bei den gewohnten Routinen bleiben! Man kann auch weiterhin rechtzeitig aufstehen und sich in seine normalen Büroklamotten werfen anstatt den ganzen Tag herumzuschlumpfen. Man kann sich den Tagesablauf mit Beginn, Ende und Pausen gut strukturieren und sich selbst daran halten. Das schafft Sicherheit.
Mit anderen verbunden bleiben
Kontrollverlust und Trennung führt zu Ängsten. Am besten also mit den Kolleginnen und Kollegen in Verbindung bleiben! Lieber einmal mehr zum Telefon greifen und die Lage persönlich besprechen, als eine E-Mail zu schicken. So wird der Zusammenhalt gestärkt. Verbundenheit wirkt nicht nur nach außen, sie wirkt auch nach innen, schafft Sicherheit und vertreibt die Angst.
Sich distanzieren
Im Moment erreichen uns viele Schreckensnachrichten, die aus den unterschiedlichsten Quellen stammen. Welchen Informationen können wir trauen? Wie gehen wir mit dem Grauen um, das sie hervorrufen? Wir müssen diese Informationen nicht alle in uns aufnehmen. Wir können uns distanzieren, indem wir beispielsweise nur noch einmal am Tag den Fernseher einschalten und die Nutzung der Sozialen Medien auf ein Minimum reduzieren. Dadurch erreichen wir Kontrolle über unser Leben. Wer die Kontrolle behält, kann Ängsten vorbeugen. Wir können uns auch fragen, welche Informationen wir weiterverbreiten wollen und welche Energie wir mit ihnen fördern.
Mitgefühl entwickeln
Es hilft, uns bewusst zu machen, dass wir nicht die einzigen sind, die von der Situation betroffen sind. Auch die Kollegen sitzen allein zuhause und müssen mit sich und ihren Bedürfnissen zurechtkommen. Wir können Mitgefühl entwickeln für die Situation anderer. Wir können uns zuwenden, statt uns abzuwenden. Wir können Anteil nehmen am Leben anderer, indem wir ein freundliches Wort an sie richten und vielleicht auch unserer Hilfe anbieten. So bleiben wir interegriert und geerdet.
Sie erreichen mich für eine Terminvereinbarung unter der E-Mail info@ulrike-englmann.de oder telefonisch unter 0160 90 700 600.
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