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Messie-Syndrom als Traumafolge?

  • Autorenbild: Ulrike Englmann
    Ulrike Englmann
  • 17. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Aug.

Messie-Syndrom als Traumafolge?

"Ich schaffe es einfach nicht, bei mir zuhause aufzuräumen", erzählt mir Frau K., "und ich habe deswegen schon lange niemanden mehr eingeladen", erklärt sie weiter, "ich kann niemanden hereinlassen, es steht viel zu viel herum, weil ich alles aufheben muss!" Sie ist ratlos und verzweifelt. Aufräumen allein hilft nicht.


Wofür könnte das Sammeln und Horten einmal eine Lösung gewesen sein? Kann diese Unordnung, diese Sammelwut, eine Folge der Traumata sein, wegen der sich Frau K. Hilfe gesucht hat?



Messie-Syndrom und Sammelwut als Lösung für früher erlittene Verluste und Traumata?

Menschen, die tiefgreifende und frühe Verluste erleben, entwickeln manchmal eine besondere Bindung zu Dingen. Das Horten von Gegenständen wird dabei unbewusst zu einem Versuch, Sicherheit zu schaffen, verbunden mit dem Wunsch, das Leben wieder kontrollieren zu können. Häufig spielt es dabei überhaupt keine Rolle, ob der jeweilige Gegenstand einen Nutzen hat oder von größerem Wert ist. Er muss aufgehoben werden.


Irgendwann ist es so weit, dass die gesamte Wohnung zugestellt ist und man sich kaum noch darin bewegen kann. Die Lebensqualität leidet. Aber auch dieser Zustand führt nicht dazu, dass sich die Sammler oder die Sammlerin von den Dingen trennen könnten. Sie arrangieren sich, leben zwischen all den angehäuften Dingen, die für sie einfach zu schade zum Wegwerfen sind.


Frühe Verluste, Bindungstraumata oder andere Schreckensereignisse in der Kindheit können tatsächlich zu einem Messie-Syndrom führen. Der Schrecken eines Traumas löst eine starke Verunsicherung aus. Ein Symptom ist, dass das, was bisher als sicher geglaubt wurde, plötzlich wegbricht und die Welt als unsicher und feindlich erscheint, bzw. auch so erlebt wird. Für manche bezieht sich diese Verunsicherung nicht allein auf die Umwelt, sondern auch auf sich selbst. Im Trauma erfahren wir, dass wir nicht nur die Situation um uns herum, sondern auch uns selbst nicht mehr kontrollieren können. Ein Lösungsversuch kann es sein, sich Sicherheit mit Dingen zu schaffen, zu sammeln. So wird vielleicht die Welt wieder kontrollierbarer. Das "Pathologische Horten" wird dem Krankheitsbild der Zwangsstörungen zugeordnet. Der Sammelzwang kann aber auch als Folge anderer Grunderkrankungen auftreten. In jedem Fall ist eine ärztliche Abklärung nötig.



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Dann können Sie mir in einem 15-minütigen kostenlosen Kennenlerngespräch per Video oder Telefon Ihr Anliegen schildern und wir klären, wann und zu welchen Konditionen wir miteinander arbeiten wollen.




Sind "Messies" Chaoten, die ihr Leben nicht im Griff haben?

Keinesfalls! Oft sind die Betroffenen in ihrem Beruf sehr strukturiert und genau unterwegs. Sie machen wenig Fehler und sind in der Lage, kontrolliert zu arbeiten.

Das hilft ihnen dabei, über das häusliche Chaos hinwegzugehen, stellt in gewisser Weise einen Ausgleich dar zu dem privaten Bereich, der anscheinend im Chaos versinkt.

Die Hintergründe für das Sammlen und Horten liegen jedoch weit tiefer, als in der Unfähigkeit, Ordnung zu halten und Aufzuräumen. Oft haben die Betroffenen große Mühe, Entscheidungen zu treffen oder sich überhaupt auf Lebensveränderungen einzustellen. Unvorhergesehene Anforderungen lösen dann schnell Stress und Ängste aus.

Oft gelingt es nicht, Prioriäten zu setzen, Wichtiges von Wesentlichem zu unterscheiden und so entsteht weiterer Stress und Überforderung. Den Betroffenen gelingt es kaum mehr, sich fürsorglich und liebevoll um sich selbst zu kümmern, sie verlieren nach und nach den Bezug zu sich selbst. Der äußere Zustand der Wohnung entspricht oft auch dem inneren Zustand und bildet dabei die Zerrissenheit und fehlende innere Fürsorge ab. Für viele Betroffene und deren Angehörige ist die Thematik zudem mit Scham besetzt. Kinder von Messie-Eltern berichten, dass sie während ihrer gesamten Kindheit niemanden einladen konnten, zuhause keine Kindergeburtstage feiern konnten und keine Hausaufgaben mit Klassenkameraden gemeinsam erledigen konnten.



Was hilft beim Messie-Syndrom?

Es gibt inzwischen eine Reihe an psychotherapeutischen Maßnahmen, die Betroffenen helfen können, mit dem Messie-Syndrom umzugehen. Ziel ist es, zu lernen, sich besser zu organisieren und besser für sich selbst zu sorgen. Aufräumhilfen und gut gemeinte Ratschläge helfen hier allerdings kaum weiter, weil die Betroffenen häufig eine andere Sicht auf ihre Ordnung und Sammlungen haben, als Außenstehende. Zunächst ist also einmal Einsicht in die eigenen Situation gefragt.

Manchmal liegen traumatische Erfahrungen hinter dem Messie-Syndrom. Hier kann es helfen, an den früheren Traumata zu arbeiten und allmählich wieder Vertrauen in die eigene Stärke zu entwickeln und wieder in Kontakt mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen zu kommen.



Sie möchten mit mir übers Aufräumen und Sammeln sprechen und vermuten einen traumatischen Hintergrund Ihrer Thematik?

Dann können Sie mir in einem 15-minütigen kostenlosen Kennenlerngespräch per Video oder Telefon Ihr Anliegen schildern und wir klären, wann und zu welchen Konditionen wir miteinander arbeiten wollen. Die Therapie ist auch online möglich.



Sie erreichen mich außerdem unter der E-Mail ulrike.englmann@gmail.com oder telefonisch unter 0160 90 700 600.


Privatpraxis für Traumatherapie & Trauerbegleitung Fürth, Nürnberg, Erlangen.


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