Naturkatastrophen sind plötzliche Ereignisse, denen wir als Menschen hilflos ausgeliefert sind. Sie brechen über uns herein und wir können uns kaum davor schützen oder dagegen wehren. Die Nachrichten sind inzwischen voll von Bildern und Berichten über Flutwellen, Tornados oder Erdbeben auch katastrophale Zugunglücke oder Gebäudeeinstürze - und das aus der ganzen Welt. Oft kommen viele Menschen dabei ums Leben oder sie verlieren ihr gesamtes Hab und Gut.
Psychische Entwicklung nach Extrembelastung
Viele Überlebende entwickeln nach derartig traumatisierenden Erlebnissen lang anhaltende Belastungsstörungen mit unterschiedlichen mentalen und psychischen Beschwerden. Sie leiden an Albträumen, Verwirrtheitszuständen, Angst und Panikattacken, entwickeln Konzentrationsschwierigkeiten, Zwangsgedanken oder auch eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
Naturkatastrophen sind derart prägend für die Betroffenen, dass man sie über die gesamte Lebensspanne hinweg nicht mehr vergessen kann. Oft dauert es sehr lang, bis die Betroffenen über das Erlebte überhaupt einmal sprechen können. Der Volksmund sagt „es hat mir die Sprache verschlagen“. Traumatisierte können die Geschehnisse häufig nicht mit Worten beschreiben, da es für das Unvorstellbare zunächst gar keine Worte gibt und im Trauma das Sprachzentrum blockiert ist.
Welche Ängste oder gar Traumata können durch Extrembelastung entstehen?
Menschen, die solchen Naturkatastrophen ausgeliefert sind, haben häufig buchstäblich alles verloren. Das gesamte bisherige Leben ist vernichtet. Die Wohnung oder das Haus sind weg und - noch viel schlimmer - Angehörige sind nicht mehr am Leben. Betroffene mussten hilflos und ohnmächtig zusehen und waren vielleicht selbst in Todesangst. Ein solches Erleben geht weit über die normale Belastbarkeit bei Stress hinaus und zunächst stehen die Betroffenen unter einem gewaltigen lähmenden Schock. Sie wissen überhaupt nicht, wie sie die schrecklichen Gefühle erleben oder aushalten können und wünschen sich, überhaupt nichts mehr zu spüren.
Hilfreich und auch nötig ist es, wenn es gelingt, diesen ersten lähmenden Schock zu überwinden und aktiv zu werden und z. B. zu beginnen, das Chaos zu beseitigen - falls das überhaupt möglich ist. Oft erfahren die Betroffenen Hilfe von Freiwilligen, den örtlichen Einsatzkräften. All dies unterstützt die Verarbeitung und wirkt dem Gefühl des absoluten Ausgeliefertseins entgegen. Wenn man etwas tun kann, fühlt man sich weniger hilflos.
Katastrophen treffen uns jedoch immer vor dem Hintergrund unseres persönlichen Lebens und so fallen auch die Reaktionen von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich aus. Dies ist abhängig von der eigenen inneren Widerstandsfähigkeit und Belastbarkeit. Die einen schalten ihre Gefühle ab und reagieren überlegt und analytisch, andere werden von Trauer und Schmerz überrollt. Wie auch immer die Reaktion ausfällt, sie ist erst einmal eine normale Reaktion auf ein ganz und gar unnormales Geschehen.
Manchmal entstehen im Lauf einer solchen andauernden Extrembelastung Folgestörungen wie Ängste, Depressionen oder eben auch eine Posttraumatische Belastungsreaktion (PTBS).
Soziale Unterstützung ist hilfreich
Nicht alle Menschen entwickeln nach traumatisierenden Ereignissen länger anhaltende Belastungsreaktionen. Ein Teil wird aus eigener Kraft mit dem Geschehen fertig. Dazu kann eine vorhandene innere Widerstandsfähigkeit helfen, aber auch das Wissen um die eigene Selbstwirksamkeit oder ein intaktes soziales Umfeld. Von Bedeutung für die Verarbeitung ist es auch, dass das eigene Haus, die eigenen Wohnräume möglichst schnell wieder bewohnbar werden. Monatelang in Notunterkünften oder gar Zelten zu leben, unterstützt nicht bei der Verarbeitung.
Auch Helfer sind von Traumata betroffen
Nicht nur die direkt Betroffenen können nach einer Naturkatastrophe Traumafolgestörungen oder Symptome entwickeln, häufig sind auch Rettungskräfte, freiwillige Helfer oder Mitarbeitende von Versicherungen davon betroffen, die in Katastrophengebieten eingesetzt werden. Auch sie sind während ihrer Tätigkeit im Katastrophengebiet extremem Stress ausgesetzt. Sie sind plötzlich mit unfassbarem Leid konfrontiert und viele können diese schrecklichen Erfahrungen nicht so schnell verarbeiten. Ein Teil entwickelt nach dem Einsatz eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Daher werden professionelle Einsatzkräfte während und nach dem Einsatz in besonderem Maß psychologisch begleitet. Psychische Folgen oder Symptome sollen frühzeitig erkannt und Stressbewältigungskompetenzen gefördert werden. Wichtig ist es bei solchen Einsätzen, auch auf sich selbst zu achten. Was kann man für sich selbst tun, um sich von dem Leid wieder distanzieren zu können, das man gerade beobachtet. Wir wissen heute, dass auch die Beobachtung von Katastrophen Traumata auslösen kann.
Wie erkenne ich ein Trauma oder die Folgen von Extremstress?
Ein Trauma löst sowohl körperliche wie auch emotionale Reaktionen aus.
Viele Betroffene berichten von Kopf- und Körperschmerzen, Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit und Albträumen. Auch bereits bestehende gesundheitliche Probleme können sich verschlechtern. Viele Betroffene erleben sich in einer Art Tunnel und in veränderter Wahrnehmung.
Hinzu kommen Gefühle von Schock und Betäubung, Angst oder Wut. Manchen Menschen verschlägt es die Sprache und sie können das Erleben nicht mitteilen, es ist zu überwältigend. Schließlich können Konzentrationsschwierigkeiten und Verwirrung oder Desorientierung den Alltag erschweren, so dass man nur noch ungern das Haus verlässt.
Behandlungsmöglichkeiten von Traumafolgestörungen
Zur Behandlung von Traumata wurden inzwischen verschiedene Verfahren entwickelt und bewährt. Dazu zählt die von David Grand entwickelte Methode Brainspotting.
Ulrike Englmann Traumatherapie & Trauerbegleitung, Nürnberg Fürth Erlangen und online.
Sie haben Fragen? Sie erreichen mich für eine Terminvereinbarung unter der E-Mail info@ulrike-englmann.de oder telefonisch unter 0160 90 700 600.
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