Der Begriff Trauma wird inzwischen nahezu inflationär verwendet. Aber nicht jedes schreckliche Erlebnis wirkt tatsächlich traumatisierend und hat eine posttraumatische Belastungsstörung zur Folge.
Es gibt heute zahlreiche Therapie- und Hilfsangebote, die die Verarbeitung von Lebenskrisen, Verlusten und emotionalen Problemen unterstützen. Eine Traumatherapie unterscheidet sich hiervon jedoch. Sie will speziell diejenigen Symptome beseitigen und reduzieren, die nach einem erschütternden Ereignis entstehen können und eine große Belastung für die Betroffenen darstellen.
Was ist ein Trauma?
Als Trauma definiert man ein kurz- oder langanhaltendes Ereignis von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß.
In der Folge dieses Ereignisses kommt es zu einer Überforderung der psychischen Schutzmechanismen und man erleidet eine seelische Verletzung.
Traumata können durch einzelne Ereignisse aufgelöst werden, z. B. durch Unfälle, plötzliche Todesfälle, auch Zeugenschaft, aber auch durch langanhaltende Misshandlungen und Gewalt z. B. in der Kindheit. Laut DeGPT (Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie) entwickelt etwa ein Viertel der Betroffenen nach derartigen Ereignissen Traumafolgestörungen wie die Posttraumatische Belastungsstörung PTBS, komplexe PTBS oder dissoziative Störungen.
Traumafolgestörungen kann man in der Regel an folgenden Symptomen erkennen
Viele Betroffene erleben sich plötzlich aufdrängende Bilder und Gefühle, Erinnerungen an das furchtbare Ereignis, die sich nicht einfach beiseiteschieben lassen.
Hinzu kommen Alpträume, Gefühle von Angst und Hilflosigkeit, aber auch von Schuld und Scham oder somatische Beschwerden und Schmerzen. Häufig findet man sich in einem Zustand von anhaltender Übererregbarkeit, es kommt zu rascher Reizbarkeit, zu Herzklopfen und Atembeschwerden oder Zittern. Außerdem reagieren Betroffene auf äußere Reize, die die Erinnerung an das Erlebte urplötzlich aktivieren. Dies können Gerüche sein, bestimmte Geräusche oder Bilder und vieles mehr. Das Ereignis wird als so erschütternd erlebt, dass Betroffene beginnen, alles was sie mit dem Ereignis in Verbindung bringen könnte, zu vermeiden - seien es Personen, Orte, bestimmte Aktivitäten oder Situationen, die mit dem Ereignis in Zusammenhang stehen. Manche Menschen können sich an das traumatische Geschehen oder an Teile davon nicht mehr erinnern. Die Folge ist, dass man die Erinnerungen nur bruchstückhaft einordnen kann und der Zusammenhang fehlt. Bei vielen Menschen wirkt sich ein Trauma auf das Vertrauen ins Leben, in andere Menschen und in sich selbst aus. Sie stellen Beziehungen in Frage, reagieren wütend auf die Umgebung und quälen sich beispielsweise mit Fragen nach der Schuld.
Ziel einer Traumatherapie
Ziel einer Traumatherapie ist es, genau diese Symptome zu reduzieren oder zu beseitigen. Sie gliedert sich in vier Phasen, die sich nach Dauer und Intensität unterscheiden und nach dem individuellen Bedarf des Betroffenen richten: Diagnostik, Stabilisierung und Ressourcenarbeit, Traumakonfrontation und die Traumaintegration, bzw. Nacharbeit.
Stabilisierung und Ressourcenarbeit
Bevor die Arbeit am eigentlichen Trauma, die Traumakonfrontation, beginnen kann, ist eine – meist längere - Phase der Stabilisierung notwendig. Während dieser Zeit soll die physische und psychische Stabilität des Betroffenen so weit wie möglich wieder hergestellt werden.
Zur Stabilisierung gehört ein sicheres Umfeld, in dem weitere Traumatisierungen, z. B. durch Kontakte zu Tätern, ausgeschlossen sind. Viele Betroffene erleben ihre Gefühle als nicht mehr kontrollierbar und müssen lernen, wie sie mit unangenehmen Emotionen, wie Angst oder Wut und mit inneren Spannungszuständen umgehen.
Es ist für Betroffene hilfreich, Verständnis für die eigenen Bedürfnisse und die Symptome des Traumas zu entwickeln und lernen, sich selbst wieder wahrzunehmen. Außerdem kann ein Notfallplan oder ein Notfallkoffer erstellt werden, auf den man beim Umgang mit Krisen zurückgreifen kann.
Während dieser Phase lernen Betroffene, wie sie Verantwortung für sich selbst übernehmen und für sich selbst sorgen. Hier kommen verschiedene therapeutische Verfahren zum Einsatz, die individuell abgestimmt werden. Wie lange die Stabilisierungszeit dauert, lässt sich nicht voraussagen. Sie hängt von der individuellen Verfassung und von der Schwere der Traumatisierung ab, sie kann Monate oder manchmal auch Jahre in Anspruch nehmen.
Durcharbeiten des Traumas
Ein Durcharbeiten des Traumas in Forma einer Traumakonfrontation ist nicht immer unbedingt nötig. Manchmal lösen sich die Beschwerden und Symptome während der Zeit der Stabilisierung auf.
Oft ist das gezielte Durcharbeiten hilfreich und führt zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome. Auf diese Weise kann das Erlebte verarbeitet und in die eigene Lebensgeschichte integriert werden. Erinnerungen an das furchtbare Ereignis, die zusammenhangslos, zersplittert, im Gedächtnis vorhanden sind, können zusammengeführt und als zusammenhängende Geschichte gespeichert werden. Dabei werden verschiedene Bereiche der Wahrnehmung angesprochen: Körperempfindungen, Überzeugungen, sinnliche Wahrnehmungen und die Beziehungen zur Umwelt. Das Durcharbeiten ermöglicht es unserem Gehirn, das Geschehene wie einen alten Film in der Vergangenheit zu betrachten.
Zum Durcharbeiten des Traumas können verschiedene Techniken verwendet werden, beispielsweise EMDR, Screentechnik, Brainspotting und imaginative Verfahren u.a.
Integration des Traumas und Neuorientierung
Die letzte Phase in einer Traumatherapie bezieht sich auf die Integration des Traumas in die eigene Lebensgeschichte und letztlich die Neuorientierung auf das eigene Leben hin. Oft hat sich das Leben durch ein erlittenes Trauma erheblich verändert und man muss lernen, mit neuen Gegebenheiten zurechtzukommen. Welche Verluste gilt es zu betrauern? Wovon muss man endgültig Abschied nehmen? Wie geht man mit Fragen nach dem Sinn des Lebens um? Wie kann die berufliche Zukunft aussehen? Was ist wichtig für die Gestaltung des weiteren Lebens? Diese und ähnliche Fragen können zur Neuorientierung beantwortet werden.
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