Amoklauf in Graz: Traumatherapeutische Erstversorgung häufig entscheidend
- Ulrike Englmann
- 12. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen

Der Amoklauf in Graz löst größtes Entsetzen aus und erinnert an das Geschehen in Erfurt und in Winnenden vor einigen Jahren. Es entstehen akute psychische Belastungssituationen, mit denen die direkt oder indirekt Betroffenen irgendwie umgehen müssen. Aber wie kann das geschehen und was ist dabei hilfreich, damit es nicht zu einer dauerhaften posttraumatischen Belastungsstörung kommt?
Verschiedene Phasen der traumatherapeutischen Intervention bei einem Amoklauf
Auf derartige Schreckensereignisse reagieren wir zunächst einmal mit einer akuten Stress- und Belastungsreaktion. Alles in uns gerät in einen Ausnahmezustand. Das Nervensystem ist nicht in der Lage, das Geschehen auf einmal zu erfassen und ist vollständig überlastet.
Sicherheit schaffen
Ein erster Schritt im Umgang mit der Situation ist es, die Betroffenen in der Situation abzuholen, aus der Situation herauszubringen und zu beruhigen. Allmählich können sie erfassen, dass die Gefahr vorüber ist und sie nicht mehr fliehen müssen, sondern gefahrlos innehalten können. Allerdings ist dies nur ein erster Schritt.
Nach einem solchen Schreckenserleben sind Menschen nicht in der Lage, einfach wieder in ihren Alltag überzugehen. Zu vieles hat sich in ihnen verändert und zu groß ist die Erschütterung des eigenen Selbst- und Weltverständnisses. Nichts mehr ist wie es war und nichts mehr erscheint sicher. Häufig erleben die Betroffenen, wie sich ihr Umfeld wieder der Normalität zuwendet, während sie selbst innerlich in diesem Ausnahmezustand hängen bleiben.
Begleitung organisieren und Bedürfnisse wahrnehmen
Hier beginnt die zweite Phase der traumatherapeutischen Begleitung. Für die Betroffenen ist es entscheidend weiterhin begleitet und dabei ernst genommen zu werden, mit all ihren Bedürfnissen und möglicherweise entstehenden Symptomen. Langsam können Möglichkeiten gefunden werden, den Schrecken in Worte zu fassen und sich wieder sicher zu fühlen. So kann man allmählich wieder in den Alltag zurückfinden und wieder Halt in der alltäglichen Struktur finden. Manchmal kommen Symptome erst nach einiger Zeit zum Vorschein, manchmal entstehen sie sofort und unmittelbar im Geschehen und ebben im Lauf der Zeit wieder ab. Begleitet wird der Verarbeitungsprozess teilweise von Schlaflosigkeit oder von Albträumen, in denen der Schrecken wieder erlebt wird. Viele berichten auch von Ängsten oder dem Vertrauensverlust in die Umwelt, in das bisher sicher geglaubte.

Möglicher Chronifizierung entgegenwirken
Halten die Symptome länger an, kann eine posttraumatische Belastungsreaktion entstehen. Diese dritte Phase erfordert noch einmal eine andere Vorgehensweise in der Begleitung bzw. Behandlung, damit keine Chronifizierung der Symptomatik entsteht. Diese Phase erfordert eine intensivere Begleitung und traumatherapeutische Maßnahmen. Ziel ist es, die vorherige selbstverständliche Sicherheit und Lebensqualität wiederzugewinnen.

Wenn Trauma und Trauer zusammenkommen
Bei einem Geschehen wie in Graz oder auch bei anderen Amokläufen geht es nicht allein um die Bewältigung des traumatischen Geschehens, sondern es geht auch darum, einen Umgang mit dem Tod und mit der eigenen Trauer zu finden. Insofern sind immer auch die Familien, die Geschwister und alle Angehörigen von dem Geschehen betroffen und neben dem unfassbaren Schrecken auch mit dem unwiederbringlichem Verlust konfrontiert. Es geht also nicht allein um die Bewältigung des Traumas, sondern auch um das Erleben und Gestalten von Verlust, Abschied und Trauer.
Neben der persönlichen Begleitung und professionellen Therapie helfen hier auch gesellschaftliche Maßnahmen wie Veranstaltungen der Schule, das Gestalten von Gedenkstunden und Gedenkorten, das Gestalten von Gemeinsamkeiten. Hier geht es darum, Sicherheit zu erleben, Gemeinsamkeit und Zusammenhalt zu erleben, um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.
Link zum vertiefenden Blogartikel "Wenn Trauma und Trauer zusammenkommen"
Link zum Blogartikel "Hilfe bei Akuttrauma"
Link zum Blogartikel Traumatherapie mit Brainspotting.
Sie möchten in einer akuten Krise mit einem Traumatherapeuten sprechen?
Dann können Sie mir in einem 15-minütigen kostenlosen Kennenlerngespräch per Zoom oder Telefon Ihr Anliegen schildern und wir klären, wann und zu welchen Konditionen wir zusammen arbeiten wollen.
Sie erreichen mich außerdem unter der E-Mail ulrike.englmann@gmail.com oder telefonisch unter 0160 90 700 600.
Privatpraxis für Traumatherapie & Trauerbegleitung, Nürnberg, Fürth, Erlangen und online